Kategorien
Gesundheit

Was der Ruhepuls über deinen Trainingszustand verrät

Übertraining, Stress, Infekt oder Herzrhythmusstörung – der Ruhepuls kann die ersten Hinweise liefern. Deshalb ist es sinnvoll, seinen Ruhepuls zu kennen.

 

Autor: Dr. med. Hanspeter Betschart, Co-Leiter Medizin Medbase Abtwil, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Sportmedizin SGSM, Sonographie Bewegungsapparat SGUM, Chief Medical Officer Swiss Ski Nordisch und Swiss Sliding, Verbandsarzt Swiss Cycling. Chief Medical Officer Olympische und Europäische Jugendspiele. Medical Team FC St Gallen und SFV 

 

Wie schnell dein Puls in Ruhe schlägt, sagt etwas über deinen Trainingszustand und über deinen Allgemeinzustand aus. Je schneller der Puls nach einer Belastung zum Ruhepuls zurückkehrt, desto besser ist dein Trainingszustand. Dafür ist die Grundlagenausdauer entscheidend.

Regelmässiges Training – vor allem Ausdauertraining – bewirkt im Allgemeinen einen tieferen Ruhepuls, denn das trainierte Sportler*innenherz pumpt bei jedem Schlag mehr Blut als das Herz eines nicht-trainierten Menschen.

Deinen Ruhepuls zu kennen, hilft dir, deinen Körper besser wahrzunehmen. Nach einer anstrengenden Trainingsphase beispielsweise kann dein Ruhepuls etwas höher sein als gewohnt. Wird dein Ruhepuls im Lauf der Zeit schneller, trainierst du möglicherweise zuviel, denn beim Übertraining steigt der Ruhepuls oft an. Stress, Infekte und manche ernsthaften Erkrankungen können sich ebenfalls an einem höheren Ruhepuls zeigen.

Der Puls

Mit jedem Herzschlag pumpt das Herz stossweise Blut in die Arterien. Bei jeder Pulswelle drückt das Blut gegen die Arterienwände. Diese dehnen sich ganz leicht und ziehen sich danach wieder zusammen. Die Pulswelle ist überall dort spürbar, wo grössere Arterien dicht unter der Haut liegen. Der Puls ist im allgemeinen von Person zu Person sehr unterschiedlich. Beim gesunden Menschen ist der Puls regelmässig und genauso hoch wie die Anzahl der Herzschläge.

So misst du den Ruhepuls

Am besten misst du deinen Ruhepuls morgens direkt nach dem Erwachen, solange du noch ruhig im Bett liegst. Vorher bitte keinen Kaffee trinken, weil das darin enthaltene Koffein den Herzschlag – und damit auch die Pulsrate – beschleunigt.

Mit zwei Fingern ertastest du den Puls am Unterarm nahe des Handgelenks «daumenseitig». Dann 20 Sekunden lang mitzählen und den Wert mal drei multiplizieren – dieser Wert ist der Ruhepuls pro Minute. (Pulsschläge werden immer pro Minute angegeben.)

Bequemer ist eine Pulsuhr, die automatisch misst. Ab und zu sollte man ihre Werte aber mit den selbst gemessenen vergleichen, um sicher zu gehen, dass sie richtig misst. Dies gilt vor allem bei den Pulsmessern, die am Handgelenk getragen werden.

Was den Ruhepuls verändert

Für den Ruhepuls gibt es keinen Normwert. Beim einzelnen Menschen ist er jedoch relativ konstant. Gesunde Erwachsene haben in Ruhe meist zwischen 60 und 80 Pulsschläge pro Minute. Für viele Marathonläufer*innen ist es jedoch völlig normal, dass ihr Herz in Ruhe nur etwa 40-mal pro Minute oder weniger schlägt. Allgemein ist der Ruhepuls bei Athlet*innen meist tiefer als bei Couch potatoes, wobei Ausdauersportler*innen eher einen niedrigeren Puls haben als Personen, die vor allem Kraftsport betreiben.

Der Ruhepuls verändert sich aber nicht nur mit dem Trainingszustand, sondern zum Beispiel auch mit dem Alter (bei Kindern schlägt das Herz schneller als bei Erwachsenen), der Tageszeit und dem Wetter. Auch manche Medikamente beeinflussen ihn. Verschiedene Erkrankungen können den Ruhepuls je nachdem beschleunigen, verlangsamen oder unregelmässig werden lassen. So wird er bei akuten Infektionen schneller, bei der Schildddrüsenunterfunktion kann er langsamer werden und beim Vorhofflimmern des Herzens wird er unregelmässig.

Wann du zum Arzt solltest

Verändert sich dein Ruhepuls – vorausgesetzt, du hast ihn immer unter den gleichen Bedingungen gemessen – ist es sinnvoll, eine Fachperson um Rat zu fragen. Du solltest rasch einen Arzt konsultieren, wenn sich weitere Symptome wie Schwindel oder Brustschmerzen dazu gesellen, denn das kann zum Beispiel auf Herzrhythmusstörungen hinweisen.

 

Wer ist Medbase?
Medbase ist das grösste multidisziplinäre sportmedizinische Netzwerk der Schweiz und bietet spezialisierte sportmedizinische Dienstleistungen für Athletinnen und Athleten, Vereine und Sportverbände aller Aktivitätsstufen in den Bereichen Sportmedizin, Sportphysiotherapie, Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung.

https://www.medbase.ch/sport/

Schreiben Sie einen Kommentar