Der Einstieg ins Mountainbiken – besonders wenn du vom Rennrad kommst oder wenig Erfahrung im Gelände hast – bringt eine ganz eigene Lernkurve mit sich. Aber keine Sorge: MTB kann schnell zu deinem zweiten Spielplatz werden. Technik, Kontrolle und Abwechslung verleihen dem Radfahren eine ganz neue Dimension. In diesem Artikel zeigen wir dir 5 Dinge, die du wissen solltest, bevor du mit dem Mountainbike loslegst.
1. Vergiss gleichmässiges Tempo
Auf dem Rennrad fährst du meist mit gleichmässigem Rhythmus – nach Watt, anaerober Schwelle oder Herzfrequenzzonen. Im Gelände ist alles unregelmässiger.
Kurze, steile Anstiege, technische Abfahrten, enge Kurven, natürliche Hindernisse: Dein Körper muss sich ständig anpassen. Autopilot in Zone 3 und einfach durchtreten? Keine Chance. Du brauchst Explosivität, Wiederholungsfähigkeit – und vor allem Anpassungsfähigkeit.
So trainierst du:
- Baue HIIT-Einheiten auf unbefestigten Wegen in dein Training ein
- Fahre wiederholt kurze Anstiege auf unebenem Gelände
- Übe Beschleunigungen nach Kurven oder bei Geländewechseln
Gewöhn dich an „aktive Erholung“: In den ruhigeren Phasen passt du deine Haltung an, kontrollierst deine Atmung und blickst vorausschauend auf das, was als Nächstes kommt.
2. Fahrtechnik dem Gelände anpassen
Vielleicht hast du eine FTP von 350 Watt – aber ohne Technik bleibst du an der ersten nassen Wurzel hängen. Mountainbiken ist nicht nur eine Frage der Fitness: Du brauchst Balance, ein gutes Gespür fürs Gelände und flüssige Bewegungen. Dein Körperschwerpunkt verändert sich ständig, und deine Gewichtsverteilung muss sich dem Terrain laufend anpassen.
🔼 Technische Anstiege
- Sitzend bleiben, um Traktion am Hinterrad zu halten
- Verlager deinen Oberkörper nach vorne, damit das Vorderrad am Boden bleibt.
- Fahr mit gleichmässigem Tritt, vermeide Rucke und passe die Übersetzung dem Grip an.
🔽 Abfahrten
- Fersen nach unten für mehr Stabilität
- Blick weit voraus, Hindernisse früh erkennen
- Arme gebeugt, das Bike unter dir arbeiten lassen
- Locker bleiben, Stösse mit Armen und Beinen abfedern
➖ Technisches Flachstück
- Pedale waagrecht (3- und 9-Uhr-Position)
- Gewicht mittig, nicht zu weit vorne oder hinten
- Aktive Haltung: leicht gebeugte Beine, bewegliche Hüfte
- Dosiertes Bremsen – vor dem Hindernis, nicht währenddessen
Tipp: Trainiere gezielt auf unterschiedlichem Gelände und widme ruhig mal eine ganze Einheit der Technik. Kleine Veränderungen machen oft einen grossen Unterschied – beim Handling und beim Spassfaktor.
3. Grundeinstellung: Federung, Reifendruck und Komfort
Das moderne Mountainbike ist ein technisches Meisterwerk – aber es entfaltet sein volles Potenzial nur, wenn es richtig eingestellt ist und zu deinem Fahrstil passt. Ein gutes Basissetup sorgt für mehr Fahrspass, Komfort und Sicherheit.
Reifendruck
Abhängig von deinem Gewicht, dem Gelände und dem Reifentyp:
- Trail / All-Mountain: 1.4–1.6 bar (Tubeless) ist ein guter Ausgangspunkt. Weniger Druck = mehr Grip, aber auch mehr Risiko für Durchschläge.
- XC / Cross-Country: etwas höherer Druck (1.8–2 bar) für weniger Rollwiderstand.
Nutze ein genaues Manometer. Meist ist vorne etwas weniger Druck als hinten sinnvoll – für besseren Grip und mehr Kontrolle.
Federung
- SAG (Federweg im Stand) auf 25–30 % des Gesamtwegs einstellen
- Hochdruckpumpe verwenden – speziell für Federungen
- Druck regelmässig prüfen – vor allem nach Temperaturwechseln
- Bei Einstellrädchen (Druck-/Zugstufe): Im Zweifelsfall mit „Open“ starten
Bremsen und Komfort
- Bremshebel leicht nach unten geneigt montieren – in Verlängerung der Unterarme
- Bike-Position so einstellen, dass du bergab sicher bist – ohne Verkrampfung
Optimaler Reifendruck – so findest du ihn
4. Schneller Check vor jeder Ausfahrt
Auch mit einem guten Basissetup solltest du dir vor jeder Ausfahrt ein paar Minuten Zeit nehmen, um dein Bike zu checken. Diese einfachen Kontrollpunkte helfen, unangenehme Überraschungen zu vermeiden – und sorgen für mehr Sicherheit unterwegs.
- Reifen: Stell sicher, dass die Reifen noch richtig aufgepumpt sind. Wenn du deinen idealen Reifendruck noch nicht kennst, schau im vorherigen Abschnitt nach.
- Steuersatz: Halte die Vorderradbremse und wippe das Bike vorsichtig vor und zurück. Spürst du ein Spiel im Lenker, musst du nachziehen oder es überprüfen lassen.
- Kette: Die Kette sollte sauber, geschmiert und rostfrei sein. Eine vernachlässigte Kette erhöht das Risiko von Rissen oder Kettenabwürfen.
Kettenpflege – worauf es ankommt
Vergiss dein Basis-Equipment nicht: einen Ersatzschlauch oder ein Tubeless-Set, eine Pumpe, Reifenheber, ein Multitool mit Kettennieter, Wasser, ein geladenes Handy und ein paar Snacks. Wenn das Wetter unsicher ist, pack auch eine Regenjacke ein.
5. Weniger, früher und besser bremsen
Bremsen ist eine der am meisten unterschätzten technischen Fähigkeiten von Einsteiger:innen – und gleichzeitig entscheidend für deinen Fortschritt im MTB. Wer richtig bremst, fährt sicherer, kontrollierter und flüssiger.
Klassischer Fehler: zu spät und zu stark bremsen
Viele bremsen im letzten Moment – oft aus Panik. Das führt zu:
- Blockiertem Vorderrad (Sturzgefahr)
- Rutschendem Hinterrad (unkontrolliertes Driften)
- Bremsen in der Kurve – was fast immer zum Rutschen führt
Goldene Regel: vor der Kurve bremsen, nicht in der Kurve
Sei immer vorausschauend. Bremse auf festem, geradem und berechenbarem Untergrund. Sobald du in der Kurve bist, konzentrier dich auf deine Linie und den Grip.
Grundtechnik fürs Bremsen
- Verwende pro Bremshebel nur einen Finger (den Zeigefinger), um den Lenker sicher im Griff zu behalten und gleichzeitig die Bremskraft gut dosieren zu können.
- Bremse dosiert, nicht abrupt. Beginne mit leichtem Druck und erhöhe ihn nur bei Bedarf.
- Verlagere dein Gewicht in Abfahrten: geh tiefer, schieb die Hüfte leicht nach hinten und beuge die Arme. Das sorgt für mehr Stabilität und entlastet das Vorderrad.
- Nutze die Hinterradbremse vor allem zum Verzögern und die Vorderradbremse zur Kontrolle – aber ohne sie zu blockieren.
Sicherheit kommt mit Erfahrung
Beginne auf welligen oder leicht abschüssigen Trails. Übe frühzeitiges und gleichmässiges Bremsen und achte darauf, wie dein Bike reagiert. Mit der Zeit entwickelst du das richtige Gefühl dafür, im passenden Moment zu bremsen – ohne unnötig Tempo zu verlieren.
6. Ein Trail muss keine Sprünge oder brutalen Abfahrten enthalten
Viele meiden MTB, weil sie denken, es gehe nur um Sprünge und Drops. Muss aber nicht sein. Es gibt flowige Trails, anfängerfreundliche Routen und fahrbare Wege mit kaum technischer Schwierigkeit.
So findest du passende Trails:
- Nutze Trailforks, Komoot oder Strava zur Einschätzung
- Beginne mit grünen oder blauen Trails
- Vermeide Fahrten nach starkem Regen oder auf schlammigem Untergrund.
Fazit
MTB kann dein sportliches Erlebnis enorm bereichern. Du trainierst anders, entwickelst neue Fähigkeiten, bist näher an der Natur – und entdeckst die Freude am Pedalieren neu. Klar, es braucht etwas Umstellung. Aber wenn du es Schritt für Schritt angehst, bekommst du viel zurück.
Und das Wichtigste beim Einstieg ins Mountainbiken? Hab Spass! Noch besser: Teil das Erlebnis mit Freund:innen – gemeinsam wird jede Ausfahrt doppelt so gut. Lernen, entdecken, geniessen – der Rest kommt von allein.
Hast du schon Offroad-Ziele in deinen 2PEAK-Plan integriert?
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Viel Spass beim Training!