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Sport und Alkohol

Alkoholhaltige Getränke sind Genussmittel und können bei einem übermässigen Konsum die sportliche Leistungsfähigkeit oder gar die Gesundheit gefährden.

Moderater Genuss ist kein Problem

Gleichzeitig heisst es immer wieder, ein Gläschen oder zwei seien für die Gesundheit förderlich. Was stimmt? Ein mediterraner Lebensstil ohne das Glas Rotwein ist schlicht nicht vorstellbar. Und auch in anderen Kulturen spielen alkoholische Getränke traditionsgemäss eine bedeutende Rolle. Selbst im Sport knallen nach Siegen und persönlichen Erfolgen immer wieder die Champagnerkorken – oder zumindest die Bierdeckel. Ist Alkohol ein bedenkenloses Muss für alle?

Alkohol besitzt drei wesentliche Merkmale: Es ist eine Energiequelle, eine psychoaktive Droge und ein Gift (1). Alkohol kann zudem im Stoffwechsel nicht gespeichert werden, weswegen es die höchste Priorität beim Abbau der energieliefernden Nährstoffe erhält (2). Man kann sich dies so vorstellen: Der Körper merkt, dass Alkohol giftig ist und versucht ihn deswegen möglichst rasch loszuwerden. Eine Umwandlung in Fett ist nur schlecht möglich, deswegen wird er als Energiequelle genutzt. Das Problem liegt auf der Hand: Dieser Mechanismus verdrängt den Abbau anderer Energiereserven im Körper, insbesondere von Fett. Abnehmen und die Konsumation alkoholischer Getränke passen daher nicht wirklich zusammen.

Ein Übermass an Alkohol wird als Ursache von gut 60 Krankheiten betrachtet und soll für weitere 200 Krankheiten mitverantwortlich sein (3). Dies ist sicherlich beim Alkoholmissbrauch der Fall. Beim gemässigten Konsum sieht das Bild aber ganz anders aus. Wer regelmässig etwas alkoholische Getränke geniesst, weist – verglichen mit Abstinenten – eine geringere Gefahr auf, verfrüht an irgendeiner Krankheit zu sterben. Die konkreten Zahlen dazu: Bei erwachsenen Männern sind bis 30 Gramm Alkohol täglich – was zwei alkoholischen Getränken entspricht – und bei Frauen bis 15 Gramm oder ein Getränk toleriert (4). Wer moderat trinkt, sollte daher nicht aus gesundheitlichen Gründen aufgefordert werden, damit aufzuhören. Aber umgekehrt gilt: Abstinente sollen nicht aus Gesundheitsgründen dazu gedrängt werden, mit dem Trinken zu beginnen.

Aus sportlicher Sicht sieht das Ganze schon anders aus: Im Ausdauersport beeinträchtigen selbst geringe Mengen an Alkohol die Leistung (5). Bei kurzen, intensiven (anaeroben) Leistungen ist die Sachlage nicht so klar. Da aber auch hier kaum ein positiver Effekt zu erwarten ist, kann generell kein Alkoholkonsum vor oder während einer sportlichen Leistung empfohlen werden. Vor knapp zwei Jahren wurde eine Studie zum Alkoholkonsum in der Erholung von den Medien aufgegriffen und stiftete Verwirrung. Der Titel versprach nichts Gutes: Alkohol beeinträchtigt den Aufbau an Muskelprotein nach sportlichem Training (6). Dies stimmte bei der Studie tatsächlich, die Relevanz derselben musste allerdings angezweifelt werden, denn die (glücklichen?) Probanden durften in der Erholungsphase 12 Gläser Wodka trinken – und wer dies tut, hat definitiv nicht nur mit dem Aufbau von Muskelprotein ein Problem… Die Ergebnisse in den anderen beiden Bereichen während der Erholungsphase (Auffüllen der Glycogenspeicher und Ersatz von Flüssigkeitsverlusten) sehen ähnlich aus. Erst bei hohen Mengen sind negative Effekte zu sehen. Aber auch hier: Moderate Mengen an Alkohol führen zu keiner besseren Erholung wie übliche Regenerationsmassnahmen. Und da alkoholische Getränke den Immunstoffwechsel und die Heilung von leichten Verletzungen beeinträchtigen können, ist Sportlern auch in der Erholungsphase von einem regelmässigen Alkoholkonsum abzuraten.

Tipps für die Praxis

Das Motto in Sachen Alkohol und Sport sollte daher lauten: «Leben und leben lassen.» Wer gerne ein Gläschen trinkt, sollte dies ohne schlechtes Gewissen tun, möglichst bei Mahlzeiten. Im Sport bringt aber Alkohol keinen Nutzen für die Leistungsfähigkeit, mit möglicher Verschlechterung der Regeneration bei überhöhtem Konsum. Zudem ist Alkohol während des Wettkampfs im Aerosport, Automobilsport, Motorbootsport und Bogenschiessen gemäss 2016er Dopingliste verboten. Und nicht zu vergessen ist der Einfluss auf die Schlafqualität. Es stimmt zwar, dass Alkohol die Zeit des Einschlafens verkürzt. Aber gleichzeitig führt Alkohol zu Problemen in der zweiten Hälfte des Schlafes und beeinträchtigt somit die gesamte Schlafqualität (7). Deshalb lieber ein Glas Milch vor dem Schlafengehen trinken. Dies fördert sogar den Aufbau von Muskelprotein – und dies im Schlaf!

Literatur

(1) Suter PM. Proc.Nutr.Soc. 2004; 63: 81-8
(2) Schutz Y. Proc. Nutr. Soc. 2000; 59: 511-7
(3) Rocco A. World.J.Gastroenterol. 2014; 20: 14652
(4) Poli A et al. Nutr. Metab. Cardiovasc. Dis. 2013; 23: 487-504
(5) Barnes MJ. Sports Med. 2014; 44: 909-19
(6) Parr EB et al. PLoS ONE 2014; 9: e88384
(7) Ebrahim IO et al. Alcohol.Clin.Exp.Res. 2013; 37: 539-49

Text Von: Paolo Colombani von FITforLIFE– dieser Blogbeitrag wurde uns vom Schweizer Magazin FIT for LIFE zur Verfügung gestellt. Willst du regelmässig informative Wissensartikel im Bereich Lauf- und Ausdauersport lesen, dann klicke hier.

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